Die Imkerei Butenschön wurde im Jahr 1971 von Horst Nette in Wankendorf, mit zuerst nur einem Bienenvolk, ins Leben gerufen. Seine Tochter Heidi hat die Imkerei 2013 von ihm übernommen. Spezialisiert haben sich die beiden auf die Produktion von insgesamt 15 verschiedenen Sortenhonigen und die Bestäubung von Apfel- und Kirschplantagen. Mittlerweile produziert die Imkerei Butenschön mit ihren circa 300 Völkern rund 15 Tonnen Honig pro Jahr.
Das Imker-Gen wurde Heidi von ihren Großeltern und ihrem Vater mit in die Wiege gelegt. Schon als Kind ist sie nach der Schule mit ihrem Vater in Sachen Bienen unterwegs gewesen. Auch und gerade durch die jahrzehntelange Familienerfahrung hat die heutige Wander-Imkerin den Beruf von der Pike auf gelernt. Zwischendurch hat sie eine Ausbildung als Holzmechanikerin absolviert, ist danach aber zu „ihren Bienen“ zurückgekehrt. Die regelmäßige Teilnahme an Lehrgängen und Fortbildungen hält sie stets auf dem neuesten Wissensstand.
Auch wenn Heidi Butenschön inzwischen die Chefin ist, arbeitet sie nach wie vor eng mit ihrem Vater zusammen. Ebenso hat sich Heidis Ehemann Ralf der Vollzeitimkerei verschrieben. Zusätzlich ist er auch für einen großen Teil der Büroarbeit zuständig. Alleine die schriftlichen Dokumentationen, zu denen der Hof verpflichtet ist, kosten ihn pro Woche einen ganzen Tag Arbeit. Auch Mutter Edith, sowie zwei Mitarbeiter sind in der Imkerei tätig.
Obwohl die Imkerei Butenschön im Jahr 30.000 Gläser Honig abfüllt, zählt sie doch zu den kleinen Direktvermarktern. Da diese es in der heutigen Zeit per se schon nicht leicht haben, macht es durchaus Sinn, wenn sie sich zu etwas größerem zusammenschließen. So ist Heidi Butenschön eine von den acht Gründungsmitgliedern des Nordbauernverbandes e.V. Schleswig-Holstein. Sie sagt, „wenn man als Direktvermarkter in einer großen geschlossenen Gemeinschaft auftritt, hat man wesentlich mehr Chancen, etwas zu bewirken, als ein einzelner. Zudem können wir Nordbauern uns gegenseitig mit unseren Produkten bereichern und so das jeweilige Angebot vergrößern.“
Wander-Imkerei
Mit einigen ihrer insgesamt 300 Bienenvölker werden in Schleswig-Holstein Rapshonig, Kirsch- und Sommerblütenhonig geerntet. Da die Schleswig-Holsteinischen Honigerträge auch aufgrund der Monokulturen nicht das Überleben von zwei Familien sichern können, lässt die Imkerin ihre Völker für elf weitere Honigsorten, wie zum Beispiel Sonnen- und Kornblumenblütenhonig-, Edelkastanien-,Akazien-, Tannen-, oder Heidehonig in den unterschiedlichsten Gebieten Deutschlands schwärmen. Je nach Lage und Größe des Gebietes stehen etwa 30 bis 40 Bienenstöcke für ungefähr 7 bis 20 Tage an einem Ort. Haben ihre Bienen einen Ort „abgeerntet“ kommt sie herbeigefahren und sammelt ihre Völker wieder ein, um sie erst einmal nach Hause und dann ein paar Tage später an den nächsten Ort zu bringen. So fährt sie ihre Völkchen auch nach Mainz, wo die Bienen für Eckes die Edelkirschen bestäuben, oder ins Kehdinger Land zur Apfelbestäubung. Mit den jeweiligen Landwirten hat die Imkerin Vereinbarungen getroffen, dass sie mit ihren Bienen grundsätzlich vor dem Einsatz von Pestiziden gerufen wird. Pro Jahr fährt Heidi Butenschön auf diese Weise an die 45.000 Kilometer.
Bevor Die Wander-Imkerin ihr Bundesland mit den Bienenstöcken verlassen darf, brauchen die Bienen ein beglaubigtes Gesundheitszeugnis. Erst dann darf sie in andere Bundesländer weiter fahren, um dort ihre Bienenstöcke aufzustellen und die Bienen schwärmen zu lassen. Dieses Zeugnis muss jährlich erneuert werden.
Das Honigmachen
Wenn die Waben voll sind, werden sie von der Honig-Fachfrau herausgenommen und in die große Produktionshalle gebracht. Dort werden die Waben zuerst in eine computergesteuerte Schleuder, in der für 54 Waben gleichzeitig Platz ist, gestellt und ausgeschleudert.Nun wird er gerührt bis er eine schön cremige Konsistenz erreicht hat. Eine Abfüll-, eine Deckel- und eine Etikettiermaschine erledigen dann den Rest.
Die Vermarktung
Ralf Butenschön hat durch verschiedene Gespräche mit Verbrauchern die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Menschen sich darüber Gedanken machen, woher ihre Lebensmittel stammen und wie sie produziert werden. Dies führte, so sagt er, zu einer gesteigerten Nachfrage von qualitativ hochwertigem deutschem Imkerhonig in den letzten Jahren.
Der Honig der Imkerei Butenschön kann direkt auf dem Hof erworben werden. Grundsätzlich findet die Vermarktung jedoch auf Wochenmärkten in Preetz, Plön und Bad Bramstedt, sowie durch andere Nordbauernkollegen, wie zum Beispiel die Obstquelle Schuster oder Schlachterei Untiedt, statt.
Außerdem ist der Honig bei City, einigen Edeka-Märkten, und Apotheken, sowie erstaunlicherweise auch bei Amazon erhältlich. Wie das möglich ist, kann sich die Imkerin bis heute nicht erklären. Auch der Internethandel lieferello bietet drei ihrer Sorten zum Versand an.
Kleine Honig- und Bienenkunde
Honig ist ein reines Naturprodukt – wenn er in Deutschland hergestellt wird. Denn nur bei uns ist es den Imkern verboten, Antibiotika gegen Krankheiten, wie zum Beispiel die hochansteckende Faulbrut, einzusetzen. Besonders bei Honig aus dem Supermarkt kann man auf der Rückseite des Glases lesen „Mischung aus Honig aus Nicht-EU-Ländern“. Damit erklärt sich dann oft der leicht chemische oder bittere Geruch oder auch Geschmack des Honigs. Denn Antibiotika- und Pestizid Rückstände beeinflussen die Qualität des Honigs ganz erheblich.
Der Geschmack eines Honigs hängt davon ab, in welchen Gebieten und von welchen Blüten die Bienen ihren Nektar gesammelt haben. So ist der Edelkastanien Honig aus der Pfalz herb und würzig, wohingegen der Rapshonig von den Schleswig-Holsteinischen Feldern recht süß schmeckt. Ein spannender Effekt ist, dass der Honig vom Frühsommer süßer und der vom Spätsommer, da hier schon Nektar der Lindenblüten hinzukommt, würziger schmeckt.
Im Jahr gibt es in der Regel drei Honigernten. Zum Beispiel die erste von der Apfelernte, dann folgt die Akazien,- und zum Schluss die Korn- oder Senfblütenernte.
Ein erfahrener Imker kontrolliert seine Völker einmal pro Woche um den Gesundheitszustand der Bienen, sowie den Zustand des Stockes im Inneren zu begutachten, Veränderungen wahrzunehmen und gegebenenfalls frühzeitig einzugreifen. Wenn man bedenkt, dass ein Butenschön-Bienenvolk im Sommer an die 50.000 und im Winter immerhin noch circa 15.000 Bienen beherbergt, kann man sich vorstellen, dass eine Krankheit im Stock einen großen Verlust bedeuten würde. Nur gesunde Bienen sammeln Nektar. Kranke Bienen sind also völlig nutzlos für die Natur und die ImkerInnen.
Gegen die Varoa-Milbe, die ein ganzes Volk vernichten kann, setzt Heidi Butenschön auf Ameisensäure. Sie ist natürlich, hochwirksam und baut sich von alleine wieder ab.
Im Winter halten die Bienen, da es draußen nun nichts mehr zu naschen gibt, in ihren Stöcken die wohlverdiente Winterruhe. Sie sitzen in Traubenformen zusammen, schlagen leicht ihre Flügel und bewegen sich dabei langsam in einem stetigen Rhythmus von innen nach außen und halten damit ihre Wohlfühltemperatur bei 10 bis 12 Grad im Stock. In dieser recht kalten Zeit werden sie von der Bienenfachfrau mit Flüssig- Futter (Weizenstärkesirup) gefüttert.
Imkerei Butenschön ist QM-Zertifiziert (Qualitätsmanagement für Hygiene). Vor drei Jahren war sie die einzige in Schleswig-Holstein, die die Zertifizierung erhalten hat. Um diese zu erhalten, ist sie verpflichtet alle zwei Jahre an einer Schulung teilzunehmen und das gelernte dann bei der Arbeit auch umzusetzen.
Stellungnahme zur Hobby-Imkerei
Heidi Butenschön ist der Meinung, dass die Hobby-Imkerei eine tolle Sache ist. Jedoch, so sagt sie, mache ihr dieses deutlich zunehmende Hobby auch wirklich Angst. Viele der Menschen, die sich zur Imkerei berufen fühlen, schaffen sich ein Bienenvolk an, stellen es sich in den Garten und denken, dass sie damit der Natur etwas Gutes tun. Da sie aber meistens keine Lehrgänge zur Imkerei absolviert haben und ihnen die nötige Erfahrung fehlt, haben diese Menschen natürlich auch keine Ahnung von den verschiedenen, oft sehr ansteckenden Krankheiten oder Parasiten, von denen die Bienen nicht selten heimgesucht werden. Wenn ein Volk zum Beispiel erst einmal von der Faulbrut befallen ist, ist der Veterinär dazu verpflichtet in einem Radius von 3 Kilometern das Gebiet zu sperren, damit andere Bienenvölker sich nicht anstecken können. Das bedeutet für die Berufsimker schon einen großen Verlust. Noch schlimmer trifft es diese, wenn sich ein eigenes Volk mit der Krankheit angesteckt hat und eingeht.
Die Bienenfachfrau sagt, „Ich empfehle jedem, der Bienen halten möchte, vor der Anschaffung eines Völkchens alle angebotenen Lehrgänge zu absolvieren und sich so viel Wissen wie nur möglich im Vorfeld anzueignen. Es sollte jedem klar sein, dass die Imkerei ein großes Maß an Verantwortungsbewusstsein voraus setzt.“
(Artikel zuerst erschienen in der Nordischen Esskultur)
Der Bericht Wie geht das? Das Gold des Nordens – Raps vom 11.01.2019 zeigt auch Wissenswertes über die Rapshonigherstellung in unserem Betrieb.